f a s t m o k e r
ARCHIV DER FAMILIE HERMANN ZEHBE
gegr. 1920
Festmacherboot SMIET LOS
Zwischen 1959 und 1970 war die Schiffswerft Hermann Zehbe die führende Werft für Neubauten von Festmacherbooten in Hamburg. Die sehr gute Verarbeitung und die positiven Eigenschaften der damaligen Neubauten sind bis heute weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Mit der Baunummer 448 optimierte der Diplom Ing. Dieter Zehbe die Eigenschaften dieses Bootstyps und entwickelte zum klassischen Rumpf neue Sicherheitsmaßstäbe. Die in fünf Sektionen unterteilte SMIET LOS verfügt über damals weltweit erstmalig über zwei wasserdichte mit Luken zu verschließende Bereiche in der Vor- und Achterpiek diese als Auftriebskörper beim eventuellen Vollschlagen dienen. Somit ist dieses schwere Festmacherboot das erste "fast" unsinkbare seiner Gattung. Auftraggeber für den Neubau war der Hamburger Schiffsbefestiger Max Meyn. Das damalige Auftragsvolumen beinhaltete fünf Neubaueinheiten gleichen Typs diese in einem Zeitraum von 3 Jahren bei Zehbe vom Stapel gingen. Das Einsatzgebiet der leistungsstarken und wendigen Boote ging über den Hamburger Hafen hinaus bis auf die Unterelbe bis Bützfleth und Stade. Einmalig für ein Hamburger Festmacherboot erweiterte sich das Dienstfeld für SMIET LOS später sogar auf den Nordseebereich des Tiefwasserhafen von Bremerhaven wo es bis 2000 aktiv im Dienst war.
Durch einen Insider-Tipp aus dem Museumshafen Oevelgönne erfuhr das ARCHIV DER FAMILIE HERMANN ZEHBE bei der Recherche für ein geplantes Buch über Hamburger Festmacherboote von SMIET LOS, dass irgendwann außerhalb der Hamburger Stadtgrenzen seinen neue Heimat gefunden hatte. Dieses Festmacherboot lief 1965 bei Zehbe vom Stapel und wurde im Hamburger Hafen erfolgreich eingesetzt. Ein Jahrzehnt später kaufe es die Schiffsvertäuungsgesellschaft FESTMA in Bremen. Das Unternehmen setzte das Arbeitsboot im Zuge als FESTMA III bis 2000 am Standort Bremerhaven ein. Außer Dienst gestellt erfolgte ein Verkauf an einen privaten Eigner. Dieser gebrauchte es die nächsten Jahre in Bremerhaven für maritime Schulungszwecke.
Nach der Kontaktaufnahme zum letzten Eigner in Bremerhaven, brauchte es lange Jahre der Verhandlung bis es endlich gelang SMIET LOS anzukaufen. Letztendlich wohl der tragische Tatsache geschuldet, dass das betagte und schlecht Instandgehaltene Traditionsboot aus ungeklärter Ursachen im September 2013 unterging. Vertäut mit einem alten Holzkutter wurde SMIET LOS durch das größere Schiff unter Wasser gedrückt und versank. Auch waren die ursprünglich wasserdicht zu verschließenden Teile des Bootes entweder mangels Pflege durchrostet oder für die Durchführung von Kabel unsachgemäß geöffnet und so ihrer Funktion als Auftriebskörper entledigt worden. Erst nach drei Tagen konnte das Festmacherboot durch den zwei Jahre jüngeren Schwimmkran ENAK wieder gehoben werden. Trotz der sofortigen Kontaktaufnahme zum Eigner, gelang es erneut nicht diesen zum Verkauf zu bewegen. Deshalb lag SMIET LOS zwar leergepumpt, aber ohne die nötigen Arbeiten anzugehen weitere drei Monate regungslos an einer Kaimauer. Erst durch weitere Initiativen von O. Hermann Zehbe meldete sich der Eigentümer dann doch noch und bot das Boot zum Kauf an. Obwohl der Anblick von SMIET LOS nicht besonders erhebend war, sprach der einzigartige Originalzustand sofort für die Rettung des Arbeitsbootes. So geschah was geschehen musste, das Boot wurde gekauft.
Am Morgen des 29. März 2014 mit Unterstützung vom jüngeren Schwesterschiff STEK UT, geführt vom Eigner Till Braun, wurde SMIET LOS als "totes Schiff" in Bremerhaven an den Haken genommen. Am Morgen darauf fuhr SMIET LOS als Schleppverband so nach fast 30 Jahren wieder in die Elbe ein. Stunden später passierte man die Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm-Höft in Schulau bei Wedel, die den heimkehrenden ehrwürdigen Fastmoker und seine Crew mit der Nationalhymne begrüßte, eine Ehre die sonst nur Schiffen über 1000 Bruttoraumzahl zuteil wird. Bei besten Sonnenwetter gelangte man so wenig später glücklich und zufrieden nach Hamburg.
Über dem Winter 2014/15 wurde es möglich mit SMIET LOS an Deck des Schwimmkran HHLA I, KARL FRIEDRICH STEEN zu gehen und die anstehenden Werftarbeiten dort selbstständig zu bewerkstelligen. Mit viel Sorgfalt auf Details wurde SMIET LOS nun durch die Zehbe-Brüder wieder Instandgesetzt und nach gewachsenem historischem Maßstab zurückgebaut. Unterstützt von zahlreichen Mitgliedern des Museumshafen und zwei Schweißern, an der Spitze Dr. Rainer Thönnessen und der Schiffsbaumeister Andreas Stoll von Blohm & Voss, sowie der gesamten Mannschaft des Schwimmkrans HHLA I. Der originale Motor bereits noch auf dem Wasser aus dem Boot entnommen, wurde Generalüberholt und 2015 auf dem Wasser wieder eingebaut. Mit Unterstützung der LÜHRS Schifffahrt GmbH & Co. KG konnte der Motor- und die Einspritzanlage eingestellt, sowie die Bootselektrik zurück gebaut und in Betrieb genommen werden. Die Originale einmalige und nur bei Zehbe-Fastmoker auffindbare nach unten gekrümmte Holzpinne konnte nach einem originalen Vorbild, gestiftet von dem Hamburger Schiffsbefestiger Wolfgang Schoof, vom bekannten Holzbauer Dieter Meier (Holzinstandsetzung d. Rickmar Rickmers) rekonstruiert und wieder angebaut werden.
Im April 2015 feierte SMIET LOS im Hamburger Hafen mit zahlreich geladenen Gästen ihren 50igsten Geburtstag. Ehrengast war die damalige Taufpatin Liselotte Zehbe, die stellvertretend für den Konstrukteur und Werftbesitzer Dieter Zehbe (2003 verstorben) SMIET LOS eine "neue" originale Schiffsplakette übergab.
So wurde aus einem anfänglichen Forschungsprojekt, das in einer Buchveröffentlichung gipfeln sollte ein großes komplexes Vorhaben geboren. Eine bessere Konstellation aus Vergangenheit und Zukunft ist indes für das ARCHIV DER FAMILIE HERMANN ZEHBE kaum vorstellbar.
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